Warte, Besinnlichkeit, ich komme gleich!

 

Jedes Jahr der gleiche Vorsatz: dieses Mal die Adventszeit bewusster erleben. Mit allen Sinnen. Sie riechen und schmecken, sie genießen. Und nicht nur die kulinarischen Genüsse, sondern auch die Ruhe, den Frieden, ja – die Besinnlichkeit. Und wie jedes Jahr die traurige Erkenntnis: Bei all dem beruflichen Stress, bei all dem Kommerz, der einen förmlich erdrückt, und bei all den profanen Dingen, die es für das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel vorzubereiten gilt, zieht die Adventszeit viel schnell an mir vorbei, und mit ihr alle Besinnlichkeit.

Und inmitten dieses wenig adventlichen Trubels bin ich heute auf ein Gedicht von Joseph von Eichendorff gestoßen, das ihr bestimmt alle kennt und das mich bewegt hat. Und weil es mich so bewegt hat, will ich nun nicht viele Worte verlieren, sondern einfach diese Zeilen mit euch teilen. Möge es den einen oder anderen von euch innehalten und zur Besinnung kommen lassen. Denn geht es nicht eigentlich darum in diesen Tagen?

Weihnachtsgedicht

Markt und Straßen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend‘ geh ich durch die Gassen,
alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen-
O du gnadenreiche Zeit!

(Joseph von Eichendorff, 1788-1857)
Lichthäuser aus Porzellan
…still erleuchtet jedes Haus: Lichthäuser aus Keramik zaubern eine besondere Stimmung

19 Kommentare zu „Warte, Besinnlichkeit, ich komme gleich!“

  1. Noch nie (wirklich noch nie!) habe ich die Vorweihnachtszeit so hektisch empfunden wie dieses Jahr – von Besinnlichkeit keine Spur und innerlich nur der Wunsch nach Ruhe.

    Irgendetwas läuft falsch…und das jedes Jahr mehr; schade, denn das ist nicht der Sinn der Advents-/Weihnachtszeit.

    Danke für deinen Appell zum Innehalten und das schöne Gedicht.

  2. Das Gedicht fand ich auch schon immer sehr schön. Mich stört diese vorweihnachtliche Hektik auch. Ich weiß nicht, wie es bei Euch ist, aber hier in München sind die Menschen auf den Straßen (gerade in der Innenstadt) im Advent oft geradezu aggressiv. Ich gab‘ mir Mühe, mich nicht anstecken zu lassen. Trotzdem ist der Advent diesmal recht schnell vorbeigezogen.

  3. Ein wunderschönes Gedicht…
    beim Lesen ein kleiner Hüpfer in die richtige Richtung…

    Mir geht es wie Eva und fast gänzlich ist der Zauber der Adventszeit und das Freuen auf Weihnachten bei mir verschwunden.

    Ich danke dir für den kleinen Moment…

    Liebe Grüße

  4. Danke für das nette Gedicht. Ich hatte schon im letzten Jahr und auch dieses Jahr darüber gepostet, dass jedes Jahr die Adventszeit hektischer wird. Wie sollen wir dann alle am 24.12. besinnlich und gut gelaunt unterm Tannenbaum sitzen? Ich empfinde Weihnachten jedes Jahr als zusätzlichen Druck. Und das sollte es doch nun wirklich nicht sein! Ich wünsche Dir und Deinen Lieben trotz allem schöne Stunden, fröhliche Feiertage und vor allem einen guten Start in ein glückliches neues Jahr!

  5. Bis in die 1980er Jahre gab es ein stillschweigendes Übereinkommen, daß kein Geschäft Weihnachtsdekoration vor dem Totensonntag hatte. Glaubst Du wirklich, daß heutzutage „Tausend Kindlein stehn und schauen,sind so wunderstill beglückt“, wenn sie schon im September die ersten Weihnachtsvorboten sehen müssen? Weihnachten ist dermaßen kommerzialisiert und gleichtzeitig emotional überfrachtet worden, daß man sich nur noch durch Verweigerung entziehen kann…

  6. Just an dieses Gedicht hab ich so eine schöne Erinnerung… bei der Weihnachtsfeier im Reitstall hab ich das als Kind aufgesagt… vorher waren wir zusammen mit den Pferden im verschneiten Wald, haben Tannenzweige gesammelt und zusammen das Gedicht gelernt.

    Ich mag Weihnachtne, immer noch, wie ein kleines Kind, Stress mach ich mir nur wenig (den Stress machen nicht immer die anderen, sondern hauptsächlich wir in unserem Kopf) und bin dieses Jahr nur ein wenig traurig, weil das Wetter nicht so wirklich mitspielt für Weihnachtsmarkt 😉

    wünsch dir trotz allem noch eine schöne Weihnachtszeit!

  7. Natürlich kenne ich die Hektik in der Adventszeit. Allein von Job her. Andere stöhnen, ich freue mich dann besonders wenn es trotzdem klappt. Das vordert doch seinen Tribut, 6 mal von 10 Weihnachten war der Ofen aus. Krank, so richtig mit Fieber und so. Mal geschwind in die Kirche, das wars. Dynamisch programmierte Ruhe.
    Von den restlichen 4 Weihnchten war ich an 3 mit dem Moped quer über die Alb unterwegs. Nachmittags los damit noch irgendwie rechtzeitg komme. Wer je mit 3 PS durch die Schwäbische Landschaft genau zu Weihnachten wird zwischen 17:00 und 19:00 Uhr ähnliches empfinden wie Eichendorf es in seinem Gedicht beschrieb:

    Markt und Straßen stehn verlassen,
    still erleuchtet jedes Haus,
    Sinnend’ geh ich durch die Gassen,
    alles sieht so festlich aus.

    Genießt die Tage um dieses Fest.

    Schöne Weihnachten

    WN

  8. Lieber Micha, danke, die wünsche ich dir auch. Ich hoffe, wir werden noch ein paar solche Momente finden!

    Liebe Eva, bei mir liegt es auch an einem Job, der in der Vorweihnachtszeit besonders viel fordert. Aber wie du sagst, es ist schade.

    Liebes magentratzerl, der Advent war auch dieses Mal besonders kurz, der 4. fällt ja fast auf Weihnachten. Aber auch wenn es nicht so wäre, würde es subjektiv nicht viel ändern.

    Liebe Sybille, ich wünsche dir, dass ein wenig von dem Zauber noch zurück kehrt und dich beglücken kann!

    Liebe Julia, dankeschön, das wünsche ich dir auch! 🙂

    Liebe Margit, dem Kommerz entziehe ich mich auch, aber Weihnachten selbst mag ich mich eigentlich nicht entziehen…

    Liebe Frau Kampi, dein Wunsch in allen Ehren! Dankeschön, das wünsche ich dir auch! 🙂

    Lieber Timo, danke, dir auch!

    Liebe Britta, und davon gibt es kein Video, das ich hier gerne verlinken würde? 😀 Ich mag Weihnachten auch sehr. Deshalb wünsche ich mir ja auch jedes Jahr, es mehr genießen zu können. Dir auch, von Herzen! 🙂

    Lieber WN, ich kenne die schwäbische Alb gut und kann es mir sehr gut vorstellen. In dem Fall möchte ich mir das lärmende, stinkende Moped auch noch wegdenken.. 😉 Dir auch schöne Weihnachten! 🙂

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    …… ( , )
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    ¤.¸*¸.¤ª“˜გ¨¨¨…… FROHE
    ¸.¤ªგ“˜¨¨ …… WEIHNACHTEN
    Schöne, …….. -`☆´- *´¨)
    …besinnliche, …… ¸.•´¸.•*´¨) ¸.•*¨)
    …… erholsame … (¸.•´… (¸.•` -`☆´-
    …-`☆´- … Feiertage !
    ………….. -`☆´-
    ……-`☆´-
    ..* ~*…………….und….*….*……allen
    .* ~*……..*ein glückliches
    ………und gesundes neues Jahr
    …*…..*…..……*2013…*…*…

    Liebe Grüße Kerstin ☆

  10. Hallo Bruderherz,

    soeben ist der profane Vorgang des Blaukrautkochens abgeschlossen. Hätte ich geahnt, dass dir die Besinnlichkeit so wichtig ist, dann hätten wir den morgigen Abend vielleicht anders planen sollen?! Naja, wobei, du hast ja -wie ich sehe- alles schon perfekt vorbereitet 🙂 Bei dem Gedicht merkt man übrigens doch unsere gemeinsamen Gene. Mir gefällt es so gut, dass ich es mir vergangene Woche 21mal vortragen lassen habe 😉

    Liebe Grüße und gut’s Nächtle,
    Heike

  11. Liebe Sabine, wenn das der Joseph gewusst hätte, was für ein Dauerbrenner sein Gedicht sein wird – so viele Jahre später noch! Frohe Weihnachten! 🙂

    Liebe Kerstin, vielen Dank für dieses tolle Kunstwerk, und auch dir frohe Weihnachten! 🙂

    Liebes Schwesterherz, Blaukrautkochen ist alles andere als profan, und ich bin so froh, dass du das übernommen hast! Gerade eben haben wir den Entenfond verpackt, noch die Kalbsnuss vakuumiert und gehen jetzt auch schlafen. Ist das Gedicht etwa das Einzige, woran du unsere gemeinsamen Gene erkennst? 😉 Gut´s Nächtle und bis morgen! 🙂

  12. …stimmt, die Leidenschaft für gustatorische Erlebnisse ist uns ja auch noch gemeinsam 😉 Danke für’s Überarbeiten! Wir sorgen jetzt noch für „Dekoration und Ambiente“ (Christbaum) und dann geht’s auch bei uns ins Bett.

    Bis morgen, wir freuen uns:-)
    Heike

  13. Lieber Dirk,
    danke für das schöne Gedicht, ich finde das ist genau der richtige Kontrast zum stressigen Vorweihnachts-Alltag…
    Jetzt sitze ich hier, der Weihnachtsbaum leuchtet und der Kachelofen brennt. So, Besinnlichkeit, ich bin endlich da.

    Frohe Weihnachten dir und deinen Lieben!

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