Granatapfel-Tonka-Grand Marnier-Eis

Es gibt Tage wie gestern, da stehe ich völlig unvorbereitet in der Küche, nichts geplant, nichts eingekauft und doch die Unruhe im Leib, unbedingt etwas kochen oder backen zu wollen. Das kommt davon, wenn man den ganzen Vormittag in Kochbüchern schmökert. Habe mir kürzlich das Standardkochbuch von Paul Bocuse zugelegt, ein unerschöpflicher Quell der Lust für einen Koch- und Essfanatiker wie mich. Zu vielem allerdings, was mir so in den Sinn kam, fehlten mir dann leider die Zutaten. Ein spontaner Gedanke waren zum Beispiel Éclaires oder Profiteroles, doch für die Füllung mangelte es an der Sahne.

Schließlich habe ich mich gezwungenermaßen damit begnügt, eine neue Eiskreation auszuprobieren. Granatapfelpüree hatte ich noch im Kühlschrank. Stand zumindest so auf der Packung, der Inhalt erwies sich dann als klarer roter Saft. Auf dieser Basis begann ich zu experimentieren. Optisch wurde es jedoch eine kleine Enttäuschung, weil ich bei Verwendung von Granatapfelsaft schon ein etwas rot- oder wenigstens rosafarbenes Ergebnis erwartet hätte. Doch ich musste lernen, dass die färbenden Eigenschaften des Granatapfels nicht sonderlich ausgeprägt sind. Das Eis ist nahezu farblos. Das nächste Mal werde ich also ein wenig mit Rote Beete oder ähnlichem nachhelfen, doch gestern hatte ich nichts greifbar, mit dem man die Eismasse noch hätte einfärben können. Auch hatte ich natürlich keinen frischen Granatapfel zu Hause, mit dem ich die Szenerie für das Foto hätte dekorieren können. So ist es eben, wenn man etwas über´s Knie brechen muss…

Geschmacklich wurde das Eis jedoch der Knaller, finde ich. Frau Dorothee konnte die gustatorischen Reize zwar nicht so recht einordnen und beschrieb die Komposition der Aromen mit hochgezogener Augenbraue als „eigenwillig“, aber dennoch sehr lecker. Recht hat sie, denn beim Schmelzen der Eiscreme im Mund macht man zuerst den säuerlich-frischen Granatapfel aus, dessen Aromen aber sofort mit den Bitterorangen des Grand Marnier konkurrieren. Hat man seinen Geschmacksinn dann darauf eingenordet, tritt „im Abgang“ dann auf einmal das exotische Mandel/Vanillearoma der Tonkabohne zutage. Aller Eigenwilligkeit zum Trotz aber überaus delikat.

Eigenwillige Kombination: Granatapfelsaft, Tonkabohne und Grand Marnier
Eigenwillige Kombination: Granatapfelsaft, Tonkabohne und Grand Marnier

Zutaten:

250 ml Granatapfelsaft
1 mittelgroße Orange
1/2 Zitrone
1/2 Tonkabohne (oder weniger, falls sie recht groß ist)
80 g Zucker
Prise Salz
350 ml Milch
50 ml Sahne
50 Gramm Eisbasis von Alexander
15 ml Grand Marnier

Granatapfelsaft erhitzen, Saft der ausgepressten Zitrusfrüchte hinzugeben und bei starker Hitze auf etwa ein 50 bis 100 ml reduzieren. Gegen Ende die Tonkabohne hineinreiben und in der heißen Flüssigkeit ziehen lassen. Zucker und Salz zugeben und auflösen. Die erkaltete Reduktion zu Milch und Sahne geben, Eismix unterrühren und mit einem Stabmixer kräftig durchmixen.

In der Eismaschine ausfrieren. Erst gegen Ende, wenn die Eismasse schon ziemlich durchgefroren ist, den Grand Marnier zugeben. Wird der Alkohol früher zugegeben, wird das Eis nicht richtig fest.

12 Kommentare zu „Granatapfel-Tonka-Grand Marnier-Eis“

  1. @ Wilde Henne:
    Ups, wenn das eine Qual für dich ist, dann wird der Winter hart für dich.. Lass dir doch endlich eine Eismaschine schenken! 😉
    @ lamiacucina:
    Du hast Recht, ich mag diese Schummelei normalerweise auch nicht. Aber es ist nicht mal ein Hauch von Rosa. Gar nichts. Es ist einfach nur creme/beige, und sieht so eben überhaupt nicht fruchtig aus.

  2. Schummeln find ich voll in Ordnung, so lange die Schummelfarbe „echt“ ist und dazu passt. Sogar Sterneköche färben Saucen mit Espresso.
    Warum dein Saft nicht gefärbt hat finde ich viel interessanter. Wenn ich in mein Müsli frische Kerne mische ist alles rosa..

    1. Danke für dein Verständnis, liebe Sybille 🙂 Vielleicht lag es daran, dass ich den Saft erhitzt habe, um ihn zu reduzieren. Er war vorher schon nicht leuchtend rot, und nach dem einkochen eher bräunlich. Daher auch die beige Farbe. Der rote Farbstoff scheint nicht sonderlich hitzestabil zu sein. Und die Saftkonserve ist vorher sicher auch schon mal erhitzt worden. Das nächste Mal kaufe ich das Fruchtpüree wieder TK von Boiron.

  3. Du bist aber echt ein Tonkabohnenjunkie. Bin neugierig, wo du die noch überall reinschummelst 😉
    Das mit der fehlenden Farbe kann ich dir nachfühlen. Ich hab mal Veilchen-, Rosenblüten- und Hollerblütensorbet geplant. Also violett, rosa und hellgelb, dachte ich. War aber nicht. War alles weißlich 🙁

    1. Ich hab die Dinger das erste Mal im Haus, und bin am Experimentieren. Gestern Abend gab´s zum Beispiel noch ein Tonka-Vanille-Whisky-Eis, göttlich 🙂 Hab erst vorhin gesehen, dass ich noch getrocknete Hibiskusblüten hier habe, mit denen hätte ich färben können. Andererseits könnte das auch mal ein Hibiskuseis geben…. Oh je, das arme Poulet.. 😉

    1. So tief ist mein Blog noch nicht, ich bin ähnlich neu unter den Food-Bloggern wie du 😉 Das Tonka-Vanille-Whisky-Eis gibt es noch nicht in meinem Blog – werde das aber noch nachholen. Ich plane eine gesonderte Eis-Seite, tw. auch ohne Fotos. Ich mache mehr Eis, als ich bloggen kann, und oft war es super lecker, aber schon weggeputzt, ohne dass ich ein Foto machen konnte. Und Eis-Fotos sind immer ziemlich aufwändig… Freut mich dass dir die Fotos gefallen, erst recht nachdem du selbst sehr tolle Aufnahmen machst! 🙂

  4. Pingback: I Love plums … « Hoetus Poetus

  5. Habe mir eben deine Slideshow angeschaut und bin unwiederruflich bei diesem Rezept hängen geblieben 🙂 ich liebe Tonkabohne! Schreit nach einem baldigen Nachkochversuch 🙂 toller Blog, gefällt mir!

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